Muslimische Feder

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Sünde und Erlösung im Islam

Sünde und Erlösung im Islam

Das tiefe Bedürfnis nach Gottes Wohlgefallen und Seinem Segen ist der Antrieb aller Religionen. Um dieses Wohlgefallen erlangen zu können und uns Menschen den Weg zu einem erfolgreichen und erfüllten Leben aufzuzeigen, hat Allah uns durch die von Ihm offenbarten Schriften Anleitungen gesandt und uns durch Seine Propheten wundervolle Beispiele für die gelebte Umsetzung Seiner Gebote gegeben. Der durchschnittliche Mensch ist jedoch in jeder Hinsicht unvollkommen und macht zwangsläufig Fehler, und das Begehen von Fehlern macht leider auch nicht vor der Ausübung unseres Glaubens Halt. Hier kommt nun der Begriff „Sünde“ ins Spiel. Im Folgenden wollen wir uns genauer mit dem Konzept der Sünde befassen, und das Verständnis von Sünde und Erlösung im Islam und im Christentum im Detail untersuchen.

Wir beginnen mit einer einführenden Definition des Begriffes Sünde und einigen allgemeinen Betrachtungen:

Was bedeutet Sünde? – Begriffsdefinition und Erläuterungen

Im Heiligen Qur’ān finden wir zwei allgemeine Bezeichnungen, die das Konzept der Sünde beschreiben.

Wir lesen im Heiligen Qurʾān in sūra al-nisā, Vers 4:93: 

„Keinem Gläubigen steht es zu, einen anderen Gläubigen zu töten, es sei denn aus Versehen. …“ 

Weiter lesen wir in sūra al-nisā, Vers 4:113: 

„Und wer einen Fehler oder eine Sünde begeht und sie dann einem Unschuldigen zur Last legt, der trägt eine Verleumdung und offenbare Sünde.“ 

Der in diesen Versen im Arabischen benutzte Begriff khaṭa’ wird für einen bewusst oder unbewusst begangenen Fehler oder eine falsche Handlung benutzt, die im Allgemeinen eine Form der Strafe oder eine negative Auswirkung mit sich bringt. Siehe zur Verdeutlichung auch das verwandte arabische Verb akhṭa’a: „sich irren“, „fehlgehen“, „sich täuschen“, „falsch machen“, (ein Ziel) „verfehlen“. In diesem Vers begegnet uns bereits eine Unterscheidung zwischen (unabsichtlichen) Fehlern und (absichtlichen) Sünden, auf die wir später eingehen wollen. In sūra al-imrān, Vers 3:17 finden wir ein Gebet zur Vergebung der Sünden und zur Bewahrung vor den negativen Folgen der eigenen Sünden: 

„Die da sprechen: ‘Unser Herr, siehe, wir glauben, vergib uns drum unsere Sünden und bewahre uns vor der Strafe des Feuers.’“ 

In diesem Vers wird der arabische Begriff ḏanab mit „Sünde“ wiedergegeben, und die zeitgenössische Übersetzung lautet „Schuld“, „Vergehen“, „Verschulden“.

Beide Begriffe haben oberflächlich betrachtet dieselbe Bedeutung, aus dem Kontext weiterer Verse des Heiligen Qur’ān wird jedoch deutlich, dass khaṭa’ in erster Linie aus Unwissenheit oder Ignoranz begangene Taten bezeichnet, während ḏanab ein Fehlverhalten beschreibt, dessen gesamte Tragweite vom Bewusstsein erfasst wurde, das möglicherweise langfristig geplant wurde, und das einen absichtsgesteuerten Wiederholungscharakter besitzt. Im erweiterten Sinn bedeutet ḏanab auch „Schwanz“, und bezeichnet somit sprichwörtlich etwas, das dem Menschen folgt und das er nicht loswerden kann. Im deutschen Sprachgebrauch finden wir die sinnverwandte Redensart „Ein Tiger verliert seine Streifen nicht“, wodurch der gewohnheitsmäßige Aspekt einer bestimmten Verhaltensweise verdeutlicht wird. Die Bedeutung des davon abgeleiteten Verbs ḏanabu lautet „beharrlich folgen“ oder „verfolgen“. Diese beiden Arten des Fehlverhaltens können mit einer Straftat im Affekt und im Gegensatz dazu mit einem geplanten Verbrechen verglichen werden. Wir finden ein Beispiel für die Anwendung von ḏanab im Heiligen Qur’ān in sūra yūsuf, Vers 12:98:

Sie sprachen: ‘O unser Vater, bitte für uns um Verzeihung unserer Sünden; denn wir sind fürwahr Schuldige gewesen.’“ 

Dieser Vers bezieht sich auf das schändliche Verhalten der Brüder von Ḥaḍrat Yūsuf (as) ihm gegenüber, das über einen langen Zeitraum andauerte und aus lange genährtem Hass entstand. Dieser Hass ließ die Brüder sogar den Mord an Ḥaḍrat Yūsuf (as) planen und führte den späteren Traumdeuter des ägyptischen Pharaos ursprünglich in die Sklaverei, und lastete lange Zeit auf ihrem Gewissen. Die Brüder, die wie in diesem Vers ausgedrückt später ihr Fehlverhalten bereuen, können von ihrer Tat nicht als versehentliches Fehlverhalten (khaṭa’) sprechen, da sie die volle Tragweite ihres Handelns begriffen und zugegeben haben, dass sie Ḥaḍrat Yūsuf (as) aus eigenem Antrieb schlecht behandelten. In sūra ṭāhā, Vers 20:74 lesen wir von den dem ägyptischen Pharao dienenden Magiern, die sich später vor Gott niederwarfen und ihr Leben für Allah hingaben: 

„Wir glauben an unseren Herrn, auf dass Er uns unsere Sünden vergebe und die Zauberei, zu der du uns zwangst. Allah ist der Beste und der Beständigste.“ 

Hier sehen wir zweifelsfrei ein mittels des Begriffs khaṭa’ ausgedrücktes Beispiel für Fehlverhalten aus Ignoranz und Unwissenheit, das die Magier jedoch sofort abgelegt und bereut haben, als sie die Wahrhaftigkeit der Allmacht Allahs erkannten. Die Diener des Pharaos waren in erster Linie durch die Bräuche und Gesetze des Landes und die Macht des Herrschers in ihre Position gedrängt worden, und waren sich in diesem Sinne nicht der vollen Tragweite ihrer nach göttlichen Gesetzen verbotenen Praktiken bewusst.

In sūra al-a’rāf, Vers 7:34 heißt es:

 „Sprich: ‘Mein Herr hat nur Schändlichkeiten verboten, seien sie offen oder verborgen, dazu Sünde und ungerechte Gewalttat, und dass ihr Allah das zur Seite setzet, wozu Er keine Vollmacht herabsandte, und dass ihr von Allah aussaget, was ihr nicht wisset.’“ 

Die Gesamtheit der möglichen Sünden, die ein Mensch begehen kann, wird also in mehrere Kategorien aufgeteilt: Erstens fawāḥiš („Schändlichkeiten“ oder schlechten Taten, Singular: faḥšā’), allgemein unmoralische Handlungen. Zweitens ‘iṯm (hier allgemein mit „Sünde“ übersetzt), willentlicher Ungehorsam und die Nicht-Erfüllung einer Pflicht, und baġī („ungerechte Gewalttat“, oder Übertretung), was sinngemäß als jede Form von Übertreibung und unangebrachter Anstrengung zu verstehen ist. Drittens širk (Allah etwas zur Seite zu stellen), die Anbetung anderer Götter und die Verehrung von Götzen. Dieses Vergehen umfasst sowohl polytheistische Kulte und Religionen als auch Okkultismus und Hexerei, wie zum Beispiel Geisterbeschwörung oder das Herstellen von Amuletten. Eine weitere, dritte Dimension des unerlaubten Zur-Seite-stellens findet sich in der geistigen Versklavung des Menschen durch materielle Güter, die zum Beispiel in der Gier nach bestimmten Statussymbolen und Besitztümern ihren Ausdruck findet. Viertens das Verbreiten von sowohl unbestätigten Annahmen und Vermutungen, als auch absichtlicher Lügen über Allah, was auch den Missbrauch der Religion zum Zwecke der Unterdrückung Anderer und die Vortäuschung von Offenbarungen oder Prophezeiungen beinhaltet.

Einen weiteren, in diesem Zusammenhang sehr bedeutungsvoller Vers des Heiligen Qur’ān finden wir in sūra al-naḥl, Vers 16:91, in dem uns der Heilige Prophet Muḥammad (saw) mitteilt:

 „Allah gebietet Gerechtigkeit und uneigennützig Gutes zu tun und zu spenden wie den Verwandten; und Er verbietet das Schändliche, das offenbar Schlechte und die Übertretung. Er ermahnt euch, auf dass ihr es beherzigt.“ 

Hier werden in wenigen Worten sowohl alle guten Taten als auch alle Fehltritte und Sünden, die der Mensch begehen kann, zusammengefasst. Während faḥšā’ solche Vergehen bezeichnet, die der Täter im Geheimen begeht und von denen niemand außer ihm und Allah Kenntnis hat, bezieht sich der Begriff munkir („das offenbar Schlechte“) im Gegensatz dazu auf Taten, die nicht im Verborgenen stattfinden und die auch anderen Menschen bekannt sind.

Bereits in diesen wenigen Versen zeigt uns der Heilige Qur’ān die Vielschichtigkeit der Bedeutungsebenen der Verstöße gegen Gottes Gebote, und es zeigt sich auf eindrucksvolle Art und Weise der Reichtum der arabischen Sprache, indem mit wenigen einzelnen Begriffen komplexe Sachverhalte wiedergegeben werden, für die im Deutschen zum Teil ganze Sätze notwendig sind.

In den Urtexten der christlichen Schriften finden wir im Wesentlichen zwei Begriffe, die das Konzept der Sünde beschreiben: Den alt-hebräischen Ausdruck chattá’th, und den alt-griechischen Ausdruck hamartía. Die Verbformen dieser Begriffe (alt-hebräisch chatá, alt-griechisch hamartánō) bedeuten jeweils „ein Ziel verfehlen oder nicht erreichen“, „das Richtige verfehlen“, „den Weg verfehlen“. Ein Beispiel hierzu findet sich in Richter 20:16, wo es über die Angehörigen des israelischen Stammes Benjamin heißt: 

„Und unter allem diesem Volk waren siebenhundert Mann auserlesen, die links waren und konnten mit der Schleuder ein Haar treffen, dass sie nicht fehlten.“ 

Im letzten Teil dieses Verses findet eine Verneinung des Verbs chatá Anwendung. Diese Begriffe bezeichnen jedoch nicht nur das wortwörtliche Verfehlen gegenständlicher Ziele, sondern werden auch benutzt, um beispielsweise das sinnbildliche Verfehlen moralischer oder geistiger Ziele anzuzeigen. Diesbezüglich heißt es in Sprüche 8:35,36:

 „Wer Mich findet, der findet das Leben und wird Wohlgefallen vom HERRN erlangen. Wer Mich aber verfehlt, tut seiner Seele Gewalt an.“

In den christlichen Schriften finden sich einige weitere Begriffe, die zur Benennung von verbotenen Verhaltensweisen genutzt wurden. Diese beschreiben jedoch eher gegenständliche Straftaten und haben wenig Relevanz zu dem hier diskutierten Thema der Sünde gegenüber Gott und der eigenen Seele, und wir verzichten aus Platzgründen auf eine nähere Erläuterung. Der dahingehend interessierte Leser sei hier an entsprechende weiterführende Literatur verwiesen.

In diesen Beispielen aus den Versen des Heiligen Qur’ān und der Bibel zeigt sich, dass eine Sünde, der Verstoß gegen ein göttliches Gebot, eine Verfehlung der richtigen Handlungsweise und ein Verfehlen des Zieles und Aufgaben des Menschen darstellt. Eine zwingende Voraussetzung dafür, dass eine bestimmte Handlung als Sünde gewertet werden kann, ist die Existenz eines Gebotes oder eines Gesetzes, dass die betreffende Tat zur Sünde erklärt. In Römer 5:13 heißt es: 

„Denn die Sünde war wohl in der Welt bis auf das Gesetz; aber wo kein Gesetz ist, da achtet man der Sünde nicht.“ 

Beispielsweise ist im Judentum der (gemäßigte) Genuss alkoholhaltiger Getränke auch zu Vergnügungszwecken gestattet, während im Islam der Konsum von Alkohol lediglich dann als Bestandteil eines Medikamentes erlaubt ist, wenn es aus medizinischer Sicht zwingend erforderlich ist und keine Alternative besteht, und dann soll nur die geringst mögliche Menge verwendet werden.

Wenn nun ein Muslim versehentlich oder aus Unwissenheit etwas isst oder trinkt, das Alkohol enthält, wird Allah diese Tat nicht als Sünde werten, denn der Muslim hat nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Natürlich muss er sofort aufhören zu essen, wenn er feststellt dass seine Mahlzeit Alkohol enthält, und er kann sich nach dieser Feststellung nicht mehr auf seine Unwissenheit berufen. Und obwohl er keine Sünde im eigentlichen Sinn begangen hat, wird diese Handlung trotzdem Reue und das Erbitten von Allahs Gnade nach sich ziehen: Es ist von größter Wichtigkeit, auch einen versehentlich begangenen Fehler zu bereuen, denn jedes Fehlverhalten, dass man gleichgültig hinnimmt und nicht sofort versucht wiedergutzumachen, öffnet dem moralischen Verfall Tür und Tor. Wenn man beispielsweise mehrmals versehentlich das rechtzeitige Gebet verpasst, ohne dieses Fehlverhalten zu bereuen und dafür um Vergebung zu bitten, dann wird man früher oder später moralisch so weit herabsinken, dass man sich gar keine Gedanken mehr und das rechtzeitige Gebet macht und anfangs nur noch gelegentlich, und später überhaupt nicht mehr betet. So wird aus einem anfänglichen, unabsichtlichen Fehlverhalten später eine mit vollem Bewusstsein begangene Sünde.

In diesem Zusammenhang sind die Auswirkungen des Begehens einer schlechten Tat aus Ignoranz oder Unwissenheit von großer Bedeutung. Jemand begeht möglicherweise einen Verstoß gegen ein Gesetz, dass er nicht kennt oder nicht in seiner vollen Tragweite versteht. Ähnlich wird ein Kind nicht dieselbe Bestrafung wie ein Erwachsener erhalten, wenn es eine verbotene Handlung begeht. Auch wenn das Kind zum Beispiel weiß, dass es etwas bestimmtes nicht tun soll, es aber trotzdem tut, kann dem Kind aufgrund der mangelnden Urteils- und Erkenntnisfähigkeit keine böse Absicht unterstellt werden. Die Entsprechung hierzu finden wir in unserer säkularen Gesetzgebung, gemäß der Kinder unter 14 Jahren überhaupt nicht strafmündig sind, und zwischen 15 und 21 Jahren nur ein stark eingeschränktes Strafmaß erhalten, wenn sie ein Verbrechen begehen. Auch wenn wir bei einem aus Ignoranz oder Unwissenheit begangenen Fehlverhalten von dem Strafmaß für eine regelrechte Sünde verschont bleiben, so müssen wir doch gegebenenfalls die daraus resultierenden Konsequenzen tragen. Zum Beispiel werden unser Bewusstsein und unsere Gesundheit auch dann in Mitleidenschaft gezogen, wenn wir unabsichtlich Alkohol getrunken oder in einer Speise zu uns genommen haben.

Um tatsächlich eine Sünde zu begehen, muss der Täter also nicht nur Kenntnis darüber haben, was die göttlichen Gebote umfassen, sondern er muss auch gegen Gottes Gesetze verstoßen wollen – eine unabsichtliche Zuwiderhandlung entspricht keiner Sünde im eigentlichen Sinn. So ist beispielsweise der Konsum von Schweinefleisch im Islam zwar verboten, aber Allah wird jemanden, der ohne sein Wissen und und ohne Absicht Schweinefleisch isst, nicht für eine Sünde bestrafen. Diese Unwissenheit kann zeitlich begrenzt und sogar auch nach vorheriger Gewissheit, eintreten. Zum Beispiel kommt es vor, dass Muslime während des Fastenmonats ramaḍān versehentlich tagsüber essen oder trinken, und dann augenblicklich damit aufhören, sobald sie sich an das Fasten erinnern. Die Fehlbarkeit des Menschen ist Teil unserer Natur, und wir können diese Fehlbarkeit selbst unter größten Anstrengungen nicht dauerhaft und vollständig überwinden. Zu Allahs Namen und Eigenschaften zählen „der Gnädige“ (arabisch: ar-raḥmān) und „der Barmherzige“ (arabisch: ar-raḥīm), und Allah wird uns nicht mit unerbittlicher Härte für etwas richten, dass wir unabsichtlich einzig und allein aufgrund unserer angeborenen Schwäche getan haben. In Hebräer 10:26-27 zeigt sich ebenfalls, dass nur eine absichtlich durchgeführte Handlung eine Sünde darstellt:

 „Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir fürder kein anderes Opfer mehr für die Sünden, sondern ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widersacher verzehren wird.“

Andererseits stellt jedoch allein der Wille gegen ein göttliches Gebot zu verstoßen eine Form von Sünde dar. Wenn man beispielsweise die feste Absicht hat und entsprechende Pläne schmiedet, am nächsten Abend nicht zu beten und stattdessen einen unmoralischen Film im Kino anzusehen, hat man diese Sünde in Gedanken bereits begangen und muss entsprechende Konsequenzen dafür tragen. Es ist natürlich möglich, die tatsächliche Ausführung dieser Sünde auf materieller Ebene abzuwenden und Allah um Vergebung für diese geplante Sünde zu bitten, jedoch ist auch hier die Bitte um Vergebung von zentraler Bedeutung: Wenn der Kinobesuch zum Beispiel nur durch einen Zufall verhindert wird und man trotzdem lieber den Film angeschaut hätte anstatt zu beten, hat man geistig gesündigt, obwohl es nicht zur Realisierung der Absicht kam. In Bukhārī wird folgendes ḥadīṯ über die zentrale Bedeutung der Handlungsabsichten überliefert: Hadhrat Omar bin al-Khatab (ra) hörte den Propheten Allahs (saw) sagen:

„Wahrlich, Taten werden nach ihren Absichten gerichtet und für jedermann gibt es eine Belohnung gemäß seiner Absicht.“ 

Hier zeigt sich deutlich die Tatsache, dass selbst eine schlechte Handlung, wenn sie zum Beispiel aus Unkenntnis des Umfangs ihrer Folgen oder aus momentaner Verwirrung, mit wahrhaftig guten Absichten durchgeführt wird, nicht als Sünde gezählt werden wird. Natürlich muss der Täter die Folgen seiner Tat ertragen und ist nicht vor jeglicher Strafe für diese Tat geschützt, aber zumindest wird Allah die guten Absichten anerkennen und ihm nicht das Strafmaß für eine willentlich begangene Sünde zulasten legen.

Darstellung des christlichen Dogmas von der Erbsünde und die Erlösung durch den Tod Jesu Christi

(Anmerkung: Im Rahmen dieses Essays wird der Begriff „Erbsünde“ im christlichen Sinne als Bezeichnung für das Essen der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis über Gut und Böse durch Adam und Eva verwendet. Vor allem in der katholischen Theologie hat sich im Laufe der Zeit stattdessen der Begriff „Ursünde“ durchgesetzt; diese Bezeichnung ist jedoch irreführend, da es sich bei dem fraglichen Vorfall auch nach christlichem Verständnis nicht um die erste jemals begangene Sünde handelt. Die erste jemals begangene Sünde ist der christlichen Interpretation gemäß vielmehr der Ungehorsam, den der später allgemein als „Satan“ bezeichnete Engel ausübte, indem er gegen die göttliche Anordnung verstieß und Eva dazu verführte, die verbotene Frucht zu essen.)

Für das christliche Verständnis von Sünde und Erlösung sind im Wesentlichen zwei miteinander in Verbindung stehende Vorstellungen von zentraler Bedeutung: Die allen Menschen anhaftende Erbsünde, und die Erlösung von der Erbsünde durch Jesus Christus. Beachtenswert ist, dass das christliche Dogma von der Erlösung der Menschheit durch den Tod Jesu Christi nur dann funktionieren kann, wenn Jesus Christus gewaltsam stirbt, denn die angeblich von Adam begangene Sünde kann nur durch ein freiwilliges Opfer gesühnt werden – die Akzeptanz, dass Jesus Christus eines natürlichen Todes gestorben ist, würde das Kartenhaus der christlichen Dogmen in sich zusammenfallen lassen. Wir werden in diesem Abschnitt ausschließlich eine erläuternde Betrachtung durchführen, und uns später mit den dahinterstehenden Glaubensinhalten  und deren Grundlagen befassen.

Wir wollen zuerst die Entstehung der sogenannten Erbsünde betrachten, den sogenannten Sündenfall: Vor dem Sündenfall befand sich die gesamte Schöpfung in völliger Harmonie mit Gott. Dem christlichen Glauben nach waren Adam und Eva die zwei einzigen Menschen die zu diesem Zeitpunkt existierten, und sie waren vollkommen und ohne jegliche Fehler, wie in Genesis 1:26-27 beschrieben wird: 

„Und Gott sprach: Laßt uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib.“ 

Da Gott vollkommen ist, mussten auch seine materiellen Abbilder, die Menschen, zum Zeitpunkt dieser völligen Harmonie vollkommen gewesen sein.

Diese Harmonie wurde durch einen Engel gestört, der in der Bibel als „Widersacher“ bzw. „Widerstandleistender“ (alt-hebräisch: satán, alt-griechisch: satanás), oder auch „Falschankläger“ bzw. „Verleumder“ (alt-griechisch: diábolos) bezeichnet wird. Für diese Namensgebung finden sich zahlreiche Beispiele in den christlichen Schriften, zum Beispiel in Hiob 1:6 („Es begab sich aber auf einen Tag, da die Kinder Gottes kamen und vor den HERRN traten, kam der Satan auch unter ihnen.“) und Offenbarung 12:9 („Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.“). Dieser Engel erschien Eva in Gestalt einer Schlange und verführte Sie dazu, gegen ein Gebot Gottes zu verstoßen – was die erste Sünde darstellte, die auf der Erde von Menschen begangen wurde (Genesis 3:1-6: „Und die Schlange war listiger denn alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von den Früchten der Bäume im Garten? Da sprach das Weib zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esst nicht davon, rührt’s auch nicht an, dass ihr nicht sterbt. Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben; sondern Gott weiß, dass, welches Tages ihr davon esst, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. Und das Weib schaute an, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er lieblich anzusehen und ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte; und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann auch davon, und er aß.“).

Durch diese Sünde verloren Adam und Eva gemäß dem christlichen Dogma ihre Vollkommenheit, und sie strahlten nicht mehr die Herrlichkeit Gottes aus (Genesis 3:16-19: „Und zum Weibe sprach Er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein. Und zu Adam sprach Er: Dieweil du hast gehorcht der Stimme deines Weibes und hast gegessen von dem Baum, davon Ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen, verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.“). Adam und Eva dienten durch ihre direkte Abstammung von Gott als ein Modell für alle weiteren Menschen, und ihre Unvollkommenheit wurde dann ähnlich bestimmten körperlichen Merkmalen, wie zum Beispiel der Hautfarbe,  über alle nachfolgenden Generationen hinweg vererbt. Die Entstehung der Sünde ist also dafür verantwortlich, dass Menschen altern und Krankheit, Schmerz und Leid ertragen müssen. Römer 5:12-14 sagt hierzu: 

„Derhalben, wie durch einen Menschen die Sünde ist gekommen in die Welt und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben; … Doch herrschte der Tod von Adam an bis auf Moses auch über die, die nicht gesündigt haben mit gleicher Übertretung wie Adam, welcher ist ein Bild des, der zukünftig war.“

 Die Übertretung des göttlichen Gebots durch Adam und Eva wird hier also für die Tatsache verantwortlich gemacht, dass Menschen sterben müssen.

Die Erlösung von der Last der Erbsünde konnte gemäß den christlichen Glaubensvorstellungen nur durch den Tod Jesus Christi am Kreuz, und die damit einhergehende Ausschüttung der Gnade Gottes auf die Anhänger Jesu Christi erfolgen. Da Jesus Christus im Christentum als der erstgeborene Sohn Gottes angesehen wird, als das erste, was Gott im Anbeginn der Ewigkeit erschuf, ist er von keinerlei Unvollkommenheit betroffen (Markus 1:1: „Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes“; Johannes 1:1: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“; Johannes 1:14-18: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes zeugt von ihm, ruft und spricht: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich. Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ist durch Moses gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden. Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt.“).

Der unbedingte Glaube an Jesus Christus als Gottes Sohn und als Erlöser der Menschheit ist die wichtigste Prämisse des heutigen Christentums. Diese basiert unter anderem auf den Versen in Johannes 14:5-13, wo es heißt: 

„Spricht zu ihm Thomas: HERR, wir wissen nicht, wo du hin gehst; und wie können wir den Weg wissen? Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater. Und von nun an kennt ihr Ihn und habt Ihn gesehen. Spricht zu ihm Philippus: HERR, zeige uns den Vater, so genügt uns. Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater; wie sprichst du denn: Zeige uns den Vater?Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke. Glaubet mir, dass ich im Vater und der Vater in mir ist; wo nicht, so glaubet mir doch um der Werke willen. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater. Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf dass der Vater geehrt werde in dem Sohne.“

Die Erbsünde entstand dem christlichen Dogma gemäß durch den Bruch eines göttlichen Gebotes durch vollkommene Menschen, durch Adam und Eva. Deshalb konnte auch nur das Opfer eines weiteren vollkommenen Menschen diese Sünde vergelten und wiedergutmachen, und dieser vollkommene Mensch war Gottes erstgeborener himmlischer Sohn, Jesus Christus. Jesus Christus starb stellvertretend für die gesamte Menschheit am Kreuz, um alle vergangenen und zukünftigen Menschen von der Last der Erbsünde zu befreien. Hierzu heißt es in Johannes 3:16: 

„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ 

Siehe hierzu auch Römer 6:23:

 „Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.“ 

In Ergänzung hierzu finden wir in Römer 5:15-18 eine Gleichsetzung von Adam und Jesus Christus auf Basis ihrer jeweiligen Vollkommenheit, wodurch die Befähigung Jesu Christi zur Erlösung der gesamten Menschheit verdeutlicht wird:

 „Aber nicht verhält sich’s mit der Gabe wie mit der Sünde. Denn wenn durch die Sünde des Einen die Vielen gestorben sind, um wie viel mehr ist Gottes Gnade und Gabe den vielen überreich zuteil geworden durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus. Und nicht verhält es sich mit der Gabe wie mit dem, was durch den einen Sünder geschehen ist. denn das Urteil hat von dem Einen her zur Verdammnis geführt, die Gnade aber hilft aus vielen Sünden zur Gerechtigkeit. Denn wenn wegen der Sünde des Einen der Tod geherrscht hat durch den Einen, um wie viel mehr werden die, welche die Fülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, herrschen im Leben durch den Einen, Jesus Christus. Wie nun durch die Sünde des Einen die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt.“ 

Von besonderer Bedeutung ist die Tatsache, dass durch die Existenz der Erbsünde nach christlichem Verständnis jeder Mensch als Sünder geboren wird. Nur durch die Annahme des christlichen Glaubens kann man die Schuld, die der Mensch von Adam und Eva geerbt hat, ausgleichen. Jede andere Form von Sünde kann durch Gott unter bestimmten Bedingungen vergeben werden, nicht jedoch die Erbsünde. Hieraus folgt auch, dass jemand, der zum Zeitpunkt des Todes niemals christlich getauft wurde, auch nicht Gottes Gnade oder Vergebung erfahren kann – die Seele dieses Menschen ist für die Ewigkeit verloren und kann niemals in das im Christentum verheißene Paradies eingehen. In Johannes 3:3 heißt es hierzu:

 „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ 

Wenn also jemand niemals den christlichen Glauben kennengelernt hat und somit auch nicht die Möglichkeit hatte christlich getauft zu werden, ist dieser Mensch automatisch von Gottes Gnade ausgeschlossen.

In dieser Auffassung zeigt sich auch eine der Grundlagen für das menschenverachtende Verhalten christlicher Eroberer und Missionare, die bei der Christianisierung anderer Kulturen, beispielsweise während der Eroberung Süd- und Mittelamerikas, schlimmste Grausamkeiten begangen haben. Die Nicht-Christen wurden als minderwertige Kreaturen, mehr Tier als Mensch, angesehen und hatten somit in den Augen der Eroberer keine Gnade verdient. Dem geltenden Dogma gemäß war es erforderlich, die Nicht-Christen entweder zu bekehren oder zu töten: Die Seele sollte durch die Annahme des Christentums reingewaschen werden oder für die geerbte Sünden nach dem Tode bestraft werden, aber ein Weiterleben im Zustand der Unreinheit und Sündhaftigkeit, wodurch die Seele ständig mehr und mehr Schuld auf sich laden würde, durfte nicht stattfinden. Die Vorstellung von der Erbsünde und die Überzeugung, dass die Seele eines Menschen ohne die christliche Taufe der ewigen Verdammnis geweiht sei, machte unter bestimmten Bedingungen auch Not-Taufen erforderlich. Wenn zum Beispiel während der Geburt eines Kindes das Leben des Neugeborenen in Gefahr war, konnte jeder andere getaufte Christ unter Umgehung der sonst für eine Taufe geltenden Vorschriften eine Not-Taufe des Neugeborenen durchführen, um dessen Seele im Falle des Todes zu retten. Ohne Durchführung dieser Not-Taufe wäre das Kind ebenfalls ewiger Verdammnis anheimgefallen. Die Überzeugung, das Seelenheil eines Menschen oder sein Chance auf Gottes Barmherzigkeit wäre von irgendeiner Handlung eines anderen Menschen abhängig, widerspricht jedoch gänzlich der Rechtschaffenheit Gottes und der Art und Weise, wie wir am Tag des Gerichts von Allah beurteilt werden. Die entsprechenden Belege aus dem Heiligen Qur’ān und auch aus den christlichen Schriften hierfür werden wir im nächsten Abschnitt betrachten.

Es bleibt festzuhalten, dass eine Sünde nach christlicher Überzeugung nicht nur eine dem Willen und den Geboten Gottes widersprechende Handlung ist, sondern vor allem als ein Zustand angesehen wird, in dem sich jeder Mensch vom Zeitpunkt seiner Geburt an befindet. Die schlechten Taten eines Menschen können durch Gottes Gnade Vergebung finden, aber der Zustand der Sündhaftigkeit aufgrund der Erbsünde kann nur durch die Annahme des Christentums und den Glauben an das Loskaufsopfer durch Jesus Christus im Leben nach dem Tode bereinigt werden. Daraus ergibt sich auch die grundlegende Unfreiheit des Menschen und die Vorbestimmung des Schicksals: Die Seele ist zu einem Leben in Sündhaftigkeit und einer Ewigkeit in der Hölle verdammt solange man nicht dem christlichen Glauben angehört, und dabei es ist gleichgültig wie viele gute Taten man in seinem Leben vollbringt, oder zu vollbringen versucht.

Sünde und ihre Vermeidung im Islam

Im Islam begegnen wir völlig anderen Grundvoraussetzungen für die Handlungen des Menschen als im Christentum. Bereits das erste Kapitel des Heiligen Qur’ān, sūra fātiḥa, bezeugt in Vers 1:5 deutlich die Entscheidungsfreiheit des Menschen: 

„Dir allein dienen wir und zu Dir allein flehen wir um Hilfe.“ 

Hier zeigt sich deutlich, dass die Hinwendung des Menschen zu Allah eine frei getroffene Entscheidung ist; jeder Mensch kann sich für oder gegen den Glauben an Allah und den Dienst an Ihm entscheiden, wie auch in sūra al-kahf, Vers 18:30 bestätigt wird: 

„Und sprich: ‘Die Wahrheit ist es von eurem Herrn: Darum lass den gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will. …’“ 

Hier zeigt sich die grundlegende Freiheit des Menschen, in der Allah uns dank Seiner Gnade erschaffen hat. Allah gewährt jedem Menschen einen entsprechenden Lohn für seine guten Taten, und das im Heiligen Qur’ān versprochene Paradies steht laut sūra al-baqarah, Vers 2:63 natürlich auch Nicht-Muslimen offen:

 „Wahrlich, die Gläubigen und die Juden und die Christen und die Sabäer – wer immer (unter diesen) wahrhaft an Allah glaubt und an den Jüngsten Tag und gute Werke tut – sie sollen ihren Lohn empfangen von ihrem Herrn, und keine Furcht soll über sie kommen, noch sollen sie trauern.“ 

Hier nennt Allah deutlich die Voraussetzungen für den Eingang ins Paradies nach dem Tag des Gerichts, nämlich einzig den Glauben an Gott und den Tag der Abrechnung, und die Vollbringung guter Taten. Natürlich muss man die Existenz Gottes akzeptieren um die Gnade Gottes verspüren zu können, und bekannterweise verwenden die in arabischen Ländern ansässigen Christen ebenfalls den Namen „Allah“ im Bezug auf Gott; in dieser Tatsache zeigt sich ein aufkeimendes Verständnis eines Teils der Christenheit für die Universalität Gottes.

In Seiner unendlichen Güte stellt Allah also jedem Menschen Seine Gnade und Barmherzigkeit in Aussicht, wenn der Mensch nur einige grundlegende Punkte beachtet. Im Heiligen Qur’ān heißt es diesbezüglich in sūra al-naḥl, Vers 16:37:

 „Und in jedem Volke erweckten Wir einen Gesandten (der da predigte): ‘Dienet Allah und meidet den Bösen.’ …“ 

In sūra al-nisā, Vers 4:165 heißt es in Ergänzung dazu:

 „Es sind Gesandte, von denen Wir dir bereits berichtet haben, und (andere) Gesandte, von denen Wir dir nicht berichtet haben …“ 

Aus den hier zitierten Versen wird deutlich, dass in jeder Kultur und in jedem Volk, zu verschiedenen Zeiten der Menschheitsgeschichte Propheten existierten, die die Menschen zum Glauben an Allah aufriefen. Die Aufrufe zum Glauben durch diese Propheten fanden naturgemäß mit unterschiedlichen Worten und mit unterschiedlichen Redensarten statt, denn die Botschaft Gottes musste auch für die Zuhörer verständlich sein um umgesetzt werden zu können.

Als Beispiel dienen uns hier die zahlreichen aḥādīṯ, in denen unser Heiliger Prophet Muḥammad (saw) über den Esel des al-masih ad-daǧǧāl, also das Reittier des falschen Messias, berichtet. Es heißt unter anderem, dieser Esel werde Feuer fressen und Wolken von Rauch hinter sich herziehen, er werde entweder fliegen oder knietief in den Ozeanen waten, er werde beleuchtet sein und Passagiere werden durch Öffnungen ein- und aussteigen können, er werde in Windeseile von Haltepunkt zu Haltepunkt eilen und dabei Berge von Nahrung auf seinem Rücken tragen. Die entsprechenden aḥādīṯ sind zu zahlreich um sie hier zu zitieren, sie können aber in den bekannten ḥadīṯ-Sammlungen nachgelesen werden. Wir erkennen hier eindeutig eine Prophezeiung bezüglich der modernen Fortbewegungs- und Transportmittel der Industrienationen; für die ṣaḥāba unseres Heiligen Prophet Muḥammad (saw) waren diese Metaphern zwar schwer begreiflich, jedoch konnten sie sich eine ungefähre Vorstellung der Verkehrsmittel machen, während die Begriffe „Flugzeug“ und „Ozeandampfer“ für sie völlig unverständlich gewesen wären.

In den oben zitierten Versen des Heiligen Qur’ān liegt auch der Respekt der Muslime für nicht-islamische Kulturen und Religionen begründet, denn in den Botschaften aller dieser Glaubensformen können wir das Echo der Worte Allahs vernehmen. Im Lichte dieser Erkenntnis ist es also höchst vermessen, arrogant und menschenverachtend, jemandem nur aufgrund seiner Religion die Gnade Gottes vorenthalten zu wollen, wie es leider Teil des christlichen Dogmas ist.

Der Heilige Qur’ān nennt jedoch in sūra al-mā’idah, Vers 5:4 auch deutlich den Islam als den Königsweg ins Paradies und die beste Art, um Allahs Wohlgefallen zu erlangen:

 „… Heute habe Ich eure Glaubenslehre für euch vollendet und Meine Gnade an euch erfüllt und euch den Islam zum Bekenntnis erwählt. …“ 

Um Allahs Gnade in größtem Maße erlangen zu können und Ihm durch unser Leben und unser Handeln auf die bestmögliche Art und Weise dienen zu können, ist es dementsprechend notwendig, die beste Form der Dienerschaft Ihm gegenüber zu wählen – den Islam. Die Befolgung der Gebote, die Allah uns durch den Islam auferlegt hat, ist jedoch keineswegs schwierig oder gar unmöglich, sondern entsprechen voll und ganz dem ureigenen Wesen des Menschen. Allah ruft uns in sūra al-rūm, Vers 30:31 des Heiligen Qur’ān auf:

 „So richte dein Antlitz auf den Glauben wie ein Aufrechter (und folge) der Natur, die Allah geschaffen, der Natur, mit welcher Allah die Menschen erschaffen hat. Es gibt kein Ändern an Allahs Schöpfung. Das ist der beständige Glaube. Allein die meisten Menschen wissen es nicht.“ 

Nur durch den Islam können wir die Gnade und die Barmherzigkeit, die Allah uns durch unsere Erschaffung und unser Leben erwiesen hat, auf angemessene Art und Weise wertschätzen, denn Allah hat uns im Heiligen Qur’ān in sūra al-ḏāriyāt, Vers 51:56 deutlich mitgeteilt: 

„Und Ich habe die Dschinn und die Menschen nur darum erschaffen, dass sie mir dienen.“ 

Eine wundervolle Bestätigung der Tatsache, dass der Islam und die damit verbundene Dienerschaft Allah gegenüber in vollem Umfang der angeborenen Natur des Menschen entspricht, findet sich in einem von Bukhārī überlieferten ḥadīṯ, in dem unser Heiliger Prophet Muḥammad folgendes äußert: „Ein Kind wird im Abbild des Islams geboren; seine Eltern jedoch machen es zu einem Christen, einem Juden, oder einem Feueranbeter.“

Die Ausübung der Dienerschaft die Allah von uns verlangt, und die Erfüllung der damit verbundenen Aufgaben ist somit nicht übermäßig schwierig oder gar unmöglich, sondern sie ist im Gegenteil sogar äußerst einfach. Wenn man in festem Vertrauen auf die Rechtleitung Allahs handelt, wird Gott uns alle notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse zur Verfügung stellen, wie uns der Heilige Qur’ān in sūra al-a’rāf, Vers 7:43 bestätigt:

 „Die aber, die glauben und gute Werke tun – Wir belasten keine Seele über ihr Vermögen – sie sind die Bewohner des Himmels; darin sollen sie ewig weilen.“ 

Die Bewältigung der uns von Allah gegebenen Aufgabe, ihm auf die bestmögliche Art und Weise zu dienen geht einher mit der Vermeidung von jeglicher Art von Fehlverhalten und Sünden. Allah teilt uns im Heiligen Qur’ān in sūra al-an’ām, Vers 6:121 deutlich mit: 

„Und meidet die Sünde – die öffentliche und die geheime. Jene, die Sünde erwerben, werden den Lohn empfangen für ihren Erwerb.“ 

Hier zeigen sich die zwei Bedingungen für die Erlangung von Allahs Gnade und Seiner Barmherzigkeit: Erstens gute Werke zu tun, und zweitens die Sünde zu meiden.

An anderer Stelle im Heiligen Qur’ān, in sūra al-’ankabūt, Vers 29:46 teilt uns Allah durch unseren geliebten Heiligen Propheten Muḥammad (saw) mit, welcher Weg mit sicherem Erfolg zur Vollbringung guter Werke und zur Vermeidung von Sündhaftigkeit führt: 

„Verlies, was dir von dem Buche offenbart ward, und verrichte das Gebet. Wahrlich, das Gebet hält ab von Schändlichkeiten und Unrecht: und an Allah denken ist gewiss die höchste (Tugend). Und Allah weiß, was ihr tut.“ 

Diese drei Hinweise gehen Hand in Hand, und bewahren den Menschen in allen Lebenslagen und zu allen Zeiten davor, Sünden zu begehen. Dem regelmäßigen und intensiven Gebet gebührt hier der wichtigste Stellenwert; zum einen beinhaltet das Gebet sowohl die Rezitation des Heiligen  Qur’ān als auch das Gedenken und die Lobpreisung Gottes, und zum anderen erfährt man durch das Gespräch mit und die Nähe zu Allah die beste Form von individueller Rechtleitung.

Erlösung im Islam und Widerlegung des christlichen Dogmas der Erbsünde

Wenden wir uns nun wieder dem christlichen Dogma von der Erbsünde und dem im Christentum beschriebenen dauerhaften Zustand der Sündhaftigkeit zu: In Genesis 2:16-17 heißt es: „Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach:

Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon isst, wirst du des Todes sterben.“

 Hier wird deutlich, dass Adam und Eva vor dem Essen der verbotenen Frucht keinerlei Kenntnis von Gut und Böse haben konnten, und somit also gar nicht verstehen konnten, was es bedeutet zu sündigen. Ihnen fehlte jegliches Verständnis der göttlichen Gebote, und sie waren spirituell wie Kinder. Gott teilte Ihnen zwar mit, dass sie nicht von dem besagten Baum essen sollten, aber aufgrund ihrer spirituellen Unschuld konnten sie die Ausmaße eines eventuellen Verstoßes gegen diese Anordnung gar nicht nachvollziehen. Die weiter oben zitierte Erzählung vom Sündenfall in Genesis 3:1-6 beschreibt eindeutig, dass Eva belogen und betrogen wurde, um von der verbotenen Frucht zu essen und Adam aß später in völligem Vertrauen zu seiner Frau, und ebenfalls ohne jegliche böse Absicht, von der verbotenen Frucht.

Diese Tatsache wird auch durch den Bericht über diese Begebenheit im Heiligen Qur’ān in sūra al-a’rāf, Vers 7:20-23 deutlich: 

„’O Adam, weile du und dein Weib in dem Garten und esset, wo immer ihr wollt, nur nähert euch nicht diesem Baume, sonst seid ihr Ungerechte.’ Doch Satan flüsterte ihnen Böses ein, dass er ihnen kundtun möchte, was ihnen verborgen war von ihrer Scham. Er sprach: ‘Euer Herr hat euch diesen Baum nur deshalb verboten, damit ihr nicht Engel werdet oder Ewiglebende.’ Und er schwor ihnen: ‘Gewiß, ich bin euch ein aufrichtiger Ratgeber.’ So verführte er sie durch Trug. …“ 

Die spirituelle Unschuld Adams und Evas wird durch den Heiligen Qur’ān auch in sūra ṭāhā, Vers 20:116 bestätigt, wo es heißt: 

„Wahrlich, Wir schlossen einen Bund mit Adam zuvor, aber er vergaß; Wir fanden jedoch in ihm keine Absicht (zum Bösen).“ 

Hier sehen wir deutlich, dass das Verhalten von Adam und Eva zwar falsch, aber sicherlich keine absichtlich begangene Sünde war. Sie wurde auf hinterlistige Art und Weise getäuscht, und sie waren Opfer der Manipulation durch die Schlange. Wie bereits weiter oben aus Bukhārī zitiert wurde, werden alle Taten eines Menschen gemäß seinen Handlungsabsichten von Allah beurteilt und gerichtet. Daher kann man ihnen hier keine Sünde zulasten legen, sondern lediglich ein unabsichtliches Fehlverhalten. Als scheinbarer Beweis für das Dogma der Erbsünde wird oftmals 2. Mose 20:4-5 angeführt, wo es heißt: 

„Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen;“ 

In diesem Kontext geht es jedoch um die negativen Folgen der Götzenanbetung, und natürlich ist es für das Kind eines Götzenanbeter schwierig, den Weg zu Gott zu finden, wenn der Glaube an Gott nicht im Elternhaus gelehrt und ausgeübt wird.

Ein weitere interessanter Punkt und ein Beweis für die Gnade und Barmherzigkeit Allahs findet sich im Heiligen Qur’ān in sūra ṭāhā, Vers 20:123-124. Hier wird die Reaktion Allahs nach Adams Verstoß gegen das Gebot, nicht von der Frucht des verbotenen Baumes zu essen, beschrieben: 

„Dann erwählte ihn sein Herr und wandte Sich ihm zu mit Erbarmen und leitete (ihn). Er sprach: ‘Gehet aus von hier allzumal, dieweil einer von euch des andern Feind ist! Und wenn von Mir Führung zu euch kommt, dann wird, wer meiner Führung folgt, nicht zugrunde gehen, noch wird er elend.’“

 Allah zeigt hier Mitleid für das Schicksal Adams und Evas, das aus dem durch ihren Kontakt zu Iblis resultierenden Leid entstand. Allah gewährt Adam und Eva liebevollen Ratschlag und gewährt ihnen auch weiterhin seine Führung, da sie lediglich aus Unkenntnis gegen ein göttliches Verbot verstoßen haben.

Diese Ausführungen stehen in direktem Gegensatz zu der im Christentum verbreiteten Interpretation der weiter oben zitierten Versen aus Genesis 3:16-19, in denen Adam und Eva von Gott für ihren aus Unwissenheit begangenen Fehler unverhältnismäßig hart bestraft werden. Diese Interpretation stellt Gott als hartherzig, nachtragend und gnadenlos dar; für einen einzigen Fehler, den ersten von Menschen begangenen Fehler, verdammt Gott die gesamte Menschheit bis hin zum Tag des Gerichts zu lebenslangem Leid. Diese Interpretation widerspricht gänzlich mehreren Beinamen und Eigenschaften Allahs – „der  Geduldige“ (arabisch: aṣ-ṣabūr), „der Mitleidige“ (arabisch: ar-ra’ūf), „der Vergeber der Sünden“ (arabisch: al-’afuww), „der Schutzherr eines jeden Bedürftigen“ (arabisch: al-waliyy), „der Liebevolle“ (arabisch: al-wadūd), „der immer wieder Verzeihende“ (arabisch: al-ġafūr), und „der Gerechte“ (arabisch: al-’adl), um nur einige zu nennen. Das Ausmaß, in dem sich die Beschreibung dieser Begebenheit in der islamischen und der christlichen Überlieferung unterscheidet und die Menge der Eigenschaften Allahs, der hier durch das christliche Dogma widersprochen wird, verdeutlicht auf eindrucksvolle Art und Weise die Tatsache, dass es sich bei der Interpretation dieser Begebenheit um eine der grundlegenden Differenzen zwischen Islam und Christentum handelt.

In eindrucksvoller Erfüllung und Bestätigung des Beinamens Allahs „der Gerechte“ heißt es im  Heiligen Qur’ān in sūra banī isārīl in Vers 17:8: 

„(Nun) wenn ihr Gutes tut, so tut ihr Gutes für eure eignen Seelen; und wenn ihr Böses tut, so ist es gegen sie. …“ 

Ähnlich besagt sūra an-nisā in Vers 4:112:

 „Und wer eine Sünde begeht, der begeht sie nur gegen seine eigene Seele. Und Allah ist allwissend, allweise.“ 

Ergänzend hierzu sagt Allah im Heiligen Qur’ān in sūra banī isārīl in Vers 17:16: 

„Wer den rechten Weg befolgt, der befolgt ihn nur zu seinem eignen Heil; und wer irregeht, der geht irre allein zu seinem eignen Schaden. Und keine lasttragende (Seele) trägt die Last einer andern. Und Wir strafen nie, ehe Wir denn einen Gesandten geschickt haben.“ 

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Feststellung, dass der Mensch durch eine Sünde einzig und allein sich selbst schadet, und nicht Allah. Allah benötigt unsere guten Werke nicht um zu existieren, aber wir benötigen Allahs Barmherzigkeit für unser Leben. Die grundlegende Gerechtigkeit Gottes wird jedoch auch durch die Bibel selbst bestätigt. Es heißt in Jeremia 31:29-30: 

„Zu derselben Zeit wird man nicht mehr sagen: “Die Väter haben Herlinge gegessen, und der Kinder Zähne sind stumpf geworden”: Sondern ein jeglicher soll um seiner Missetat willen sterben, und welcher Mensch Herlinge ißt, dem sollen seine Zähne stumpf werden.“

 Ergänzend heißt es in Hesekiel 18:20: 

„Denn welche Seele sündigt, die soll sterben. Der Sohn soll nicht tragen die Missetat des Vaters, und der Vater soll nicht tragen die Missetat des Sohnes; sondern des Gerechten Gerechtigkeit soll über ihm sein.“ 

Die hier zitierten Bibelstellen zeugen von der Gerechtigkeit Gottes so wie sie auch im Heiligen Qur’ān beschrieben wird, und steht somit in direktem Widerspruch zur Interpretation der Verse in Genesis 3:16-19. Daraus lässt sich schließen, dass die Lesart der christlichen Schriften im Laufe der Zeit teilweise verfälscht oder abgeändert wurde. Wie groß das Ausmaß der Verfälschung selbst der schriftlichen Überlieferung war, können wir aus folgenden Zitaten schließen: Sir Frederic Kenyon, ein ehemaliger Direktor des British Museum in London, schreibt in seinem Werk

Our Bible and The Ancient Manuscripts“ beispielsweise: „Abgesehen von den größeren Diskrepanzen wie diesen, gibt es kaum einen Vers, in dem es nicht einige Abweichungen in manchen Kopien gibt [der alten Manuskripte aus denen die Bibel zusammengestellt worden war]. Niemand kann behaupten, dass diese Zusätze oder Auslassungen oder Abänderungen lediglich Dinge von Bedeutungslosigkeit seien.” 

(Kenyon, Sir Frederic: Our Bible and The Ancient Manuscripts, Eyre & Spottiswoode, London).

Dr. Lobegott Friedrich Konstantin von Tischendorf, einer der unnachgiebigsten konservativen christlichen Verfechter der Trinität musste Folgendes zugeben:

 „[das Neue Testament war] in zahlreichen Passagen ernsthaften Abänderungen in der Bedeutung unterzogen worden, so dass wir einer schmerzvollen Unsicherheit überlassen werden, was die Jünger tatsächlich aufgeschrieben hatten.“

 (zitiert in: Bentley, James: Secrets of Mount Sinai, Doubleday, New York)

Da schon die schriftliche Überlieferung der griechischen Schriften, des sogenannten neuen Testamentes, derartigen Veränderungen ausgesetzt war, können wir im Bezug auf die Interpretation der Urtexte der hebräisch-aramäischen Schriften, des sogenannten alten Testamentes schließen, dass hier in einigen Teilen kaum mehr etwas von der ursprünglichen Bedeutung der Texte erhalten geblieben ist. Eine umfangreiche Erläuterung der unvermeidlichen Veränderungen durch mehrfache Übersetzungen und der Manipulationen der christlichen Urtexte im Laufe der Jahrhunderte würde den Umfang dieses Essays sprengen, daher sollen diese Zitate in diesem Zusammenhang genügen, um die Fragwürdigkeit der christlichen Auffassung von der Erbsünde zu verdeutlichen.

Es bleibt festzuhalten, das die christliche Auffassung von der Erbsünde durch keinen einzigen Vers in der Bibel eindeutig bestätigt wird. Da die Sammlung der Bibelbücher zum Entstehungszeitpunkt des Heiligen Qur’ān bereits vollendet war und Heilige Qur’ān an vielen Stellen Bezug auf die jüdisch-christliche Tradition nimmt, müsste sich dort aufgrund der Bedeutungsschwere dieser christlichen Lehre auch ein entsprechender Verweis auf die Doktrin der Erbsünde finden. Mitnichten jedoch, lediglich der in Hesekiel 18:20 erwähnte Grundsatz, dass jede Seele ihre eigenen Sünden zu verantworten habe, wird durch den Heiligen Qur’ān in sūra al-naǧm, Vers 53:37-41 wiedergegeben: 

„Oder ist ihm nicht erzählt worden, was in den Büchern Moses’ steht, und Abrahams, der (die Gebote) hielt? Dass keine Lasttragende die Last einer andern tragen soll, und dass der Mensch nichts empfangen soll, als was er erstrebt, und dass sein Streben bald gesehen werden wird.“

Die Doktrin der Erbsünde wird sogar durch Jesus Christus selbst widerlegt: In den vier Evangelien der Bibel findet sich kein Vers, in dem Jesus Christus über seinen Tod als Voraussetzung für das Seelenheil der Menschheit spricht. Selbst wenn er direkt nach den Voraussetzungen für die Erlangung des ewigen Lebens gefragt wird, findet sich keinerlei Anzeichen darauf. So lesen wir in Matthäus 19:16-22: 

„Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Guter Meister, was soll ich Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben? Er aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. Da sprach er zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: “Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter;” und: “Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.” Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf; was fehlt mir noch? Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach! Da der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt von ihm, denn er hatte viele Güter.“ 

An anderer Stelle in Lukas 10:25-28 heißt es: 

„Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe? Er aber sprach zu ihm: Wie steht im Gesetz geschrieben? Wie lieset du? Er antwortete und sprach: “Du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst.” Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue das, so wirst du leben.“

Als Prophet Gottes war es Jesu Christi Aufgabe, den Menschen die Anbetung Gottes zu lehren und sie zu einem Lebensweg anzuleiten, auf dem sie sicherlich die Barmherzigkeit Gottes erfahren könnten und der sie in das versprochene Paradies führen würde. Um diesen Weg in das Paradies gehen zu können, muss den Menschen jede einzelne Bedingung für die Barmherzigkeit und das Wohlwollen Gottes bekanntgemacht werden. Jesus Christus nennt jedoch in keinster Weise seinen eigenen Tod als Bedingung hierfür; an keiner Stelle wird gesagt, dass der Weg in das verheißene Paradies erst nach seinem Tod offensteht. Genauer gesagt musste der Tod Jesu Christi gemäß dem christlichen Dogma ja sogar auf gewaltsame und besonders grausame Weise stattfinden um die Menschheit erlösen zu können, und er musste einen von Gott verfluchten Tod sterben, wie es in 5. Mose 21:22-23 heißt:

 „Wenn jemand eine Sünde getan hat, die des Todes würdig ist, und wird getötet, und man hängt ihn an ein Holz, so soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Holz bleiben, sondern du sollst ihn desselben Tages begraben, denn ein Gehenkter ist verflucht bei Gott, auf daß du dein Land nicht verunreinigst, das dir der HERR, dein Gott, gibt zum Erbe.“

Die Bibel teilt uns in Genesis 1:26-27 (siehe oben) mit, dass der Mensch als Abbild Gottes erschaffen wurde. Dementsprechend verkündet Allah im Heiligen Qur’ān in sūra al-tīn, Vers 95:5 Folgendes über die Qualität der Schöpfung des Menschen:

 „Wahrlich, wir haben den Menschen in schönstem Ebenmaß erschaffen.“ 

Der Mensch trägt also die Eigenschaften Gottes in sich. Niemand wird bezweifeln, dass es eine der Eigenschaften Gottes ist, klar und deutlich zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können, denn schließlich hat Gott den Menschen durch Seine Propheten eindeutig mitteilen lassen, was als Gut (Seine Gebote) und was als Böse (Seine Verbote) zu verstehen ist. Der Mensch als vernunftbegabtes Wesen muss also ebenfalls dazu in der Lage sein, zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können. Wie soll es sonst möglich sein, den Willen Gottes im täglichen Leben umzusetzen? Die Gebote und Verbote, die uns von Gott in Seiner Gnade übermittelt wurden, sind Richtlinien, die nur durch den Gebrauch der uns angeborenen Vernunft in individuelle Handlungen umgesetzt werden können. Und die Fähigkeit zur sicheren Beurteilung von und Entscheidung zwischen Gut und Böse ist den Worten von Hebräer 5:11-14 gemäß ein Zeichen von hoher spiritueller Reife: 

„Davon hätten wir wohl viel zu reden; aber es ist schwer, weil ihr so unverständig seid. Und die ihr solltet längst Meister sein, bedürft wiederum, daß man euch die ersten Buchstaben der göttlichen Worte lehre und daß man euch Milch gebe und nicht starke Speise. Denn wem man noch Milch geben muß, der ist unerfahren in dem Wort der Gerechtigkeit; denn er ist ein junges Kind. Den Vollkommenen aber gehört starke Speise, die durch Gewohnheit haben geübte Sinne zu unterscheiden Gutes und Böses.“

Die Kenntnis von Gut und Böse und die Fähigkeit zur Unterscheidung dessen ist somit nicht die Folge einer von Gott nicht gewollten Sünde, sondern sie ist die Verwirklichung der menschlichen Natur und der dem Menschen innewohnenden göttlichen Eigenschaften. Gott hat dem Menschen bereits bei der Erschaffung diese Fähigkeit gegeben, und die Ausübung dieser Fähigkeit ist eines der Merkmale, die uns von Tieren unterscheiden. Der Heilige Qur’ān bestätigt uns dieses in sūra al-rūm, Vers 30:31 (siehe oben), und durch die Aussage, dass eine Änderung der Natur des Menschen unmöglich ist, widerlegt klar und deutlich die christliche Lüge von der Erbsünde, durch die der Mensch angeblich seine Vollkommenheit verloren haben soll.

Jesus Christus selbst nennt in Matthäus 5:43-48 folgende Bedingung für die geistige Vollkommenheit des Menschen: „Ihr habt gehört, daß gesagt ist:

“Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.” Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, auf daß ihr Kinder seid eures Vater im Himmel; denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn so ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und so ihr euch nur zu euren Brüdern freundlich tut, was tut ihr Sonderliches? Tun nicht die Zöllner auch also? Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ 

Hier zeigt sich, dass allein die allumfassende und bedingungslose Nächstenliebe nach dem Vorbild Gottes, der in Seiner unerschöpflichen Gnade selbst den Menschen die nötige Versorgung zukommen lässt die Ihn verleugnen, einen Menschen zu einem wahren Kind Gottes werden lässt. Mit keinem einzigen Wort wird hier die Bedingung des Glaubens an das angebliche Loskaufsopfer durch den Tod Jesu Christi zur Erlangung von Gottes Gnade erwähnt. Der hier zitierte Vers steht in völligem Einklang mit der Aussage des Heiligen Qur’ān in sūra al-naḥl, Vers 16:91 bezüglich der Bereitschaft, jedem Menschen zu spenden wie einem Verwandten.

In krassem Gegensatz hierzu stehen die Äußerungen des selbsternannten Apostels Paulus von Tarsus, wie zum Beispiel im weiter oben zitierten Bibelbuch Römer 5:12-18 und 6:23. Wir müssen hierbei bedenken, dass Paulus von Tarsus ursprünglich als ein Bediensteter des römischen Imperiums die Anhänger Jesu Christi mit unerbittlicher Härte verfolgte, und erst nach der Kreuzigung Jesu Christi nach einer Vision zum Christentum konvertierte. Siehe hierzu 1. Korinther 15:3-9, wo es heißt: 

„Denn ich habe euch zuvörderst gegeben, was ich empfangen habe: daß Christus gestorben sei für unsre Sünden nach der Schrift, und daß er begraben sei, und daß er auferstanden sei am dritten Tage nach der Schrift, und daß er gesehen worden ist von Kephas, darnach von den Zwölfen. Darnach ist er gesehen worden von mehr denn fünfhundert Brüdern auf einmal, deren noch viele leben, etliche aber sind entschlafen. Darnach ist er gesehen worden von Jakobus, darnach von allen Aposteln. Am letzten ist er auch von mir, einer unzeitigen Geburt gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, daß ich ein Apostel heiße, darum daß ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.“ 

Paulus von Tarsus hatte also niemals direkten Kontakt zu Jesus Christus, und er traf die Apostel des Christentums erst lange nach Beginn seiner Missionsarbeit, wie er selbst in Galater 1:15-19 bestätigt: 

„Da es aber Gott wohl gefiel, der mich von meiner Mutter Leibe an hat ausgesondert und berufen durch seine Gnade, daß er seinen Sohn offenbarte in mir, daß ich ihn durchs Evangelium verkündigen sollte unter den Heiden: alsobald fuhr ich zu und besprach mich nicht darüber mit Fleisch und Blut, kam auch nicht gen Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern zog hin nach Arabien und kam wiederum gen Damaskus. Darnach über drei Jahre kam ich nach Jerusalem, Petrus zu schauen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. Der andern Apostel aber sah ich keinen außer Jakobus, des HERRN Bruder.“ 

Die von Jesus Christus verbreitete Botschaft war ihm also nur durch Vernehmungen von gefangenen frühen Christen und nur vom Hörensagen aus Erzählungen des jüdischen Volkes bekannt, wodurch sich der Widerspruch zwischen der tatsächlichen Botschaft Jesu Christi und der paulinischen Theologie verstehen lässt. Die gesamte Missionstätigkeit des Paulus von Tarsus widersprach der Grundlage der Lehren Jesu Christi, wie aus folgenden Bibelversen zu erkennen ist: Gemäß Epheser 3:1 („Derhalben ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden“) versteht Paulus von Tarsus es als seine Aufgabe, den heidnischen Nicht-Juden die Botschaft des Christentums zu verkünden. Jesus Christus selbst hat jedoch in Matthäus 10:5-6 bestätigt, dass die von ihm verbreiteten Lehren ausschließlich für das jüdische Volk bestimmt sind:

 „Diese zwölf sandte Jesus, gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte, sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.“

Als Begründung für die der Anweisung Jesu Christi widersprechenden weltweiten Missionsarbeit des Christentums werden mehrere Begebenheiten angeführt, die jedoch bei näherer Betrachtung eindeutig nicht als Aufhebung der Aussage in Matthäus 10:5-6 haltbar sind. Die Heilung, die er gemäß Matthäus 15:22-28 der Tochter einer kanaanäischen Frau gewährt, ist im Kontext eindeutig als außerhalb seiner regulären Missionstätigkeit stehende Barmherzigkeit erkennbar: 

„Und siehe, ein kanaanäisches Weib kam aus derselben Gegend und schrie ihm nach und sprach: Ach HERR, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt. Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger, baten ihn und sprachen: Laß sie doch von dir, denn sie schreit uns nach. Er antwortete aber und sprach: Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel. Sie kam aber und fiel vor ihm nieder und sprach: HERR, hilf mir! Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde. Sie sprach: Ja, HERR; aber doch essen die Hündlein von den Brosamlein, die von ihrer Herren Tisch fallen. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst. Und ihre Tochter ward gesund zu derselben Stunde.“ 

Diese Barmherzigkeit bestätigt das Gebot in Matthäus 5:43-48, demgemäß auch diejenigen, die nicht der eigenen Glaubensgemeinschaft angehören so barmherzig behandelt werden sollen wie die sprichwörtlichen Brüder.

Im Matthäus 28:19 findet sich augenscheinlich eine Aufforderung, auch Nicht-Juden zu predigen: 

„Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes“ 

Die Authentizität der Übersetzung dieses Verses muss jedoch stark angezweifelt werden. Erstens wurde das Evangelium nach Matthäus frühestens 30 Jahre nach der Kreuzigung Jesu Christi in einem hebräischen Dialekt geschrieben, woraufhin der verschollene Urtext dann von verschiedenen Übersetzern in die griechische Sprache übersetzt wurde. Zweitens ist die hier verwendete trinitarische Taufformel „im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes“ in dieser Form einzigartig im gesamten neuen Testament der Bibel. Die Formulierung und Verbreitung trinitarischer Redewendungen wiederum ist auf Paulus von Tarsus zurückzuführen, wie zum Beispiel in 2. Korinther 13:13 zu lesen ist: 

„Die Gnade unsers HERRN Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!“ 

Wir können also begründet davon ausgehen, dass hier eine Verfälschung des Evangeliums im Zuge der Übersetzung unter dem Einfluss des Paulus von Tarsus stattgefunden hat.

In Markus 16:15 heißt es:

 „Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.“ 

Wir müssen beachten, dass dieses Evangelium zur Zeit des Matthäus-Evangeliums entstand und ursprünglich anonym überliefert wurde. Der Namensgeber wurde durch den frühchristlichen Bischof Papias von Hieropolis (circa 60 – 135 nach Christi Geburt) als Johannes Markus identifiziert, der ursprünglich den Apostel Petrus nach dem Tod Jesu Christi auf seinen Reisen begleitete, bevor er sich später Paulus von Tarsus anschloss. Auch hier können wir davon ausgehen, dass eine Verfälschung der eigentlichen Botschaft Jesu Christi unter dem Einfluss des Paulus von Tarsus stattfand.

Wir beenden unsere Betrachtungen mit einem eindrucksvollen Zitat von Dr. Arnold Meyer aus seinem Werk „Wer hat das Christentum begründet, Jesus oder Paulus?“

„Falls wir unter Christentum den Glauben an Christus als den himmlischen Sohn verstehen, der nicht der irdischen Menschheit angehörte, sondern in göttlichem Abbild und Glanz vom Himmel auf die Erde herabstieg, der durch eine Jungfrau menschliche Gestalt annahm, um durch sein eigenes Blut am Kreuz Sühne für die Sünden der Menschheit zu leisten, der dann von den Toten auferweckt und zur rechten Hand Gottes erhöht wurde, als der Herr über sein an ihn glaubendes Volk, der die Gebete des Volkes erhört, es beschützt und leitet, der durch die Wolken des Himmels wiederkehren wird und die Welt zu richten, der alle Feinde Gottes vernichten wird, und der sein Volk in den Himmel führen wird damit es zu seiner verherrlichten Körperschaft werde – falls dieses das Christentum ist, dann wurde das Christentum von dem Apostel Paulus begründet, und nicht von unserem Herrn.“

Aus diesen Betrachtungen geht also eindeutig hervor, dass die christliche Doktrin von der Erlösung der gesamten Menschheit durch das Opfer Jesu Christi gänzlich unhaltbar ist. Ferner teilen uns sowohl die Torah der Juden als auch die Vedischen Schriften der Hindus eindeutig mit, dass der von ihnen aufgezeigte Erlösungsweg einzig und allein für eine bestimmte Volksgruppe gültig ist, nämlich für die Angehörigen des Volkes der Propheten, durch die Gott die jeweilige Religion gestiftet hat. Die Methoden des Buddhismus zielen in erster Linie darauf ab, den Menschen von negativen Gedanken und Emotionen zu befreien, was einer Vorbedingung der universellen Nächstenliebe nach dem Gebot Allahs gleichkommt, und somit lediglich eine Vorbereitung des menschlichen Bewusstseins auf die eigentliche „Religion“ (von lateinisch relegere: „eine Verbindung wiederherstellen“) – die Aufgabe des menschlichen Bewusstseins in das Wesen Gottes – darstellt. Somit zeigt sich jenen, die mit Hilfe ihres von Gott gegebenen Verstandes die heiligen Bücher der verschiedenen Religionen studieren und prüfen, ein einziger deutlicher Weg mit klar verständlichen Wegweisern, der die Menschheit mittels Vermeidung von Sünden und Erlösung von ihren Folgen in das von Allah dem Allmächtigen in Seiner unendlichen Gnade verheißene Paradies führen wird – der Islam.