Laut dem Handelsblatt ist Niger auf Platz 9 der ärmsten Länder der Welt und neuerdings Zielscheibe eines Putsches. (1) Obwohl Nigers Untergrund reich an Uran, Gold, Kobalt, Diamanten und Platin ist, lebt etwa die Hälfte der 26 Millionen Einwohner des Landes unterhalb der Armutsgrenze und etwa 10 Millionen in extremer Armut. Wie kann es sein, dass ein Land, das reich an Erdöl und Uran ist, eine so hohe Armut aufweist? Von Niger, das bis 1960 französische Kolonie war, profitiert die westliche Welt noch immer. Doch ist es fairer Handel oder moderne Sklaverei?
Die Lage
Zwischen Armut und Ressourcenausbeutung besteht eine unmittelbare Verbindung. Obwohl Niger im Jahr 1960 die Unabhängigkeit von Frankreich erlangte, setzten westliche Mächte die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen des Landes fort. Ein markantes Beispiel hierfür sind die Uranvorkommen, die seit 1968 von der Firma Orano abgebaut werden. Orano gehört zu 45 Prozent dem französischen Staat und zu einem Drittel multinationalen Unternehmen der Atomenergiebranche. Gegenwärtig trägt Niger etwa 30 Prozent zur Uranlieferung bei, die von Frankreich zur Energieerzeugung genutzt wird.
Der Staatshaushalt von Niger, einem Land mit einer dreifachen Fläche der Bundesrepublik, beläuft sich auf etwa 4,5 Milliarden Euro, was gerade mal dem jährlichen Umsatz des französischen Atomkonzerns Orano entspricht. Trotz seiner Uran- und Goldvorkommen belegte Niger im letzten veröffentlichten Entwicklungsindex den 189. Platz von insgesamt 191 erfassten Staaten.
Mali kann ein ähnliches Lied singen! Obwohl Mali, ehemalige französische Kolonie, mehrere Dutzend Minen aufweist, darunter 14 offizielle, beträgt die Goldreserve genau 0,0 Tonnen. Jährlich werden dort insgesamt 70 Tonnen Gold abgebaut.
Die Pipeline
Ebenfalls soll die sogenannte Trans-Sahara-Pipeline entstehen, welche Europa mit Gas beliefern soll. Diese Pipeline, die durch Nigeria, Niger, Algerien, teilweise durch Marokko und teilweise durch Tunesien fließen soll, gilt als Alternative zu der Nordstream 2 Pipeline, die aufgrund eines Anschlages nicht mehr benutzt werden kann. Man könnte meinen, dass von dieser Pipeline die afrikanischen Länder profitieren könnten, durch die diese Pipeline durchläuft. Jedoch gibt es keine Möglichkeit für Länder wie Niger von dieser Pipeline zu profitieren. Teilweise ist es Niger nicht möglich, ausreichend Strom zu produzieren.
Gerechtigkeit als Lösung
Im Heiligen Koran finden wir den Vers:
Richte deine Augen nicht auf das, was Wir manchen von ihren zu kurzem Genuss verliehen, und betrübe dich auch nicht über sie; und nimm die Gläubigen unter deine Fittiche. (15:89)
Handelt die westliche Welt gerecht? Ist es Gerechtigkeit, die Ressourcen eines Landes auszubeuten? Wahrer Frieden kann nicht etabliert werden, solange keine Gerechtigkeit vorherrscht. Die Masche des Westens scheint nach der Kolonialisierung gleich zu sein. Unter dem Vorwand der Nation, der Wirtschaft oder bei der Bekämpfung von Terroristen helfen zu wollen, werden die Ressourcen des Landes ausgebeutet. In einer Ansprache am Capitol Hill sagt seine Heiligkeit das Thema Gerechtigkeit ansprechend:
Eine weitere Forderung nach Frieden zwischen den Nationen auf der Grundlage von Gerechtigkeit findet sich in Kapitel 15, Vers 89 des Heiligen Korans, wo es heißt, dass keine Partei jemals neidisch auf die Ressourcen und den Reichtum der anderen blicken sollte. Ebenso sollte kein Land versuchen, sich die Ressourcen eines anderen Landes unter dem Vorwand, ihm helfen oder es unterstützen zu wollen, ungerechtfertigt anzueignen oder zu übernehmen. (2)
Wahrer Frieden kann nur durch vollkommene Gerechtigkeit erreicht werden. Verträge und Handelsabkommen müssen gerecht, für alle Parteien verfasst werden. Dieses Prinzip muss von der westlichen Welt, allerdings auch von Russland und China etabliert und eingehalten werden. Die Welt muss auf Augenhöhe und zu grundlegenden islamischen Prinzipien wie Gerechtigkeit geführt werden.
Ein Staat nach islamischen Prinzipien
Unser geliebter Khalif (Möge Allah seine Hand stärken), der selbst eine lange Weile auf dem afrikanischen Kontinent verbracht hat, hat die Lage sehr schön zusammengefasst indem er in einer Freitagsansprache am 25.11.2011 sagte:
In früheren Zeiten hielt sich der Mensch Sklaven auf der Grundlage seines Reichtums. Heute werden die Staatseinnahmen zur Versklavung der Massen verwendet. Auf der einen Seite gibt es vergoldete Paläste, auf der anderen Seite können sich Familien nicht einmal zwei anständige Mahlzeiten am Tag leisten. (3)
Heute sind es nicht mehr die Peitschenhiebe oder Fesseln, die Menschen zu Sklaven machen. Die moderne Sklaverei ist der Kapitalismus, welcher die Reichen in die Lage versetzt die Armen durch Bestechung, Verträgen und Krediten zu versklaven.
In derselben Freitagsansprache gab seine Heiligkeit (Möge Allah seine Hand stärken) den Anführer muslimischer Staaten folgende Anweisung:
Auch die religiösen Führer haben die uninformierten Massen ausgenutzt. Sie haben den Massen falsche Bräuche und falsche Auslegungen aufgedrängt und ihnen das Joch falscher Praktiken auferlegt und sie so versklavt. Der große Prophet (Friede und Segen Allahs seien auf ihm) war gekommen, um die Großartigkeit der Menschheit zu etablieren, über die es im Koran heißt: „…und nimmt ihnen ihre Last und die Fesseln, die auf ihnen lagen…“ (7:158). Doch hier ist die Situation genau andersherum. Anstatt diese Lehre vorzuleben, handeln die muslimischen Länder, die behaupten, an den Propheten (Allahs Friede und Segen seien auf ihm) zu glauben, genau das Gegenteil, und die religiösen Führer, die die wahren Lehren des Islam verbreiten sollten, legen den Menschen Fesseln auf das Herz, und beide haben die muslimischen Massen unter Druck gesetzt. (3)
An einer anderen Stelle ermahnt seine Heiligkeit (Möge Allah seine Hand stärken), dazu nicht abhängig von anderen Staaten zu sein.
Wahre Muslime und muslimische Regierungen sollten stets die Unabhängigkeit fördern und anderen helfen, Freiheit zu erlangen – ob es sich nun um persönliche oder um nationale Unabhängigkeit handelt. (4)
Afrika muss sich von den Fesseln des Westens lösen, denn sie haben das Potential die neuen Könige der Welt zu werden. Seine Heiligkeit (Möge Allah seine Hand stärken) sagte hierzu:
Mit der Gnade Allahs hat Afrika die Fähigkeit, die Welt zu führen und zu leiten. Aber ihr müsst hart arbeiten und vereint bleiben, um dieses Potential zu verwirklichen, damit ihr nicht der Versklavung erliegt, sondern diejenigen seid, die an der Spitze der Welt stehen. (4)
Um an die Spitze der Welt zu gelangen, muss noch viel getan werden. Das Potential, um dies zu erreichen, ist allenfalls vorhanden. Wenn die Führer der muslimischen afrikanischen Staaten nach dem Islam handeln würden, könnten ihre Länder große Fortschritte verzeichnen.
Literaturverzeichnis
1. Sören Imöhl, Luca Schafiyha. handelsblatt.com. [Online] 18. Juli 2023. [Zitat vom: 10. August 2023.] https://www.handelsblatt.com/politik/international/ranking-2022-das-sind-die-aermsten-laender-der-welt/24448518.html#:~:text=Platz%201%20%E2%80%93%20Burundi%2C%20Ostafrika,von%20lediglich%20309%2C11%20Dollar.
2. Ahmad, Hazrat Mirza Masroor. alislam.org. [Online] 27. Juni 2012. [Zitat vom: 10. August 2023.] https://www.alislam.org/articles/the-path-to-peace-just-relations-between-nations/.
3. Ahmad, Hazrat Mirza Masroor. alislam.org. [Online] 25. November 2011. https://www.alislam.org/friday-sermon/2011-11-25.html.
4. Ahmad, Hazrat Mirza Masroor. alislam.org. [Online] 23. November 2013. [Zitat vom: 10. August 2023.] https://www.alislam.org/press-release/world-muslim-leader-calls-for-self-determination-and-freedom-of-all-nations/.